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WISSEN
ZIKADEN???
Obwohl wahrscheinlich von den meisten Menschen
schon einmal gesehen oder gehört (z. B. im Frühjahr
als Larven im sog. Kuckucksspeichel)
oder im Mittelmeer-Urlaub als
Geräuschkulisse in den Pinien) sind Zikaden eine in der
Bevölkerung nahezu unbekannte Insektengruppe.
Oft werden sie mit Heuschrecken oder Grillen verwechselt, mit denen sie
nicht näher verwandt sind und denen sie auch nicht sonderlich
ähnlich sind.
Nur selten rücken Zikaden in den Focus eines
größeren Medieninteresses, z. B. wenn herausgefunden
wird, daß sie im Tierreich Hochsprung-Weltmeister sind, oder
wenn in Amerika alle 17 Jahre Milliarden Singzikaden
gleichzeitig
schlüpfen und das öffentliche Leben zum Erliegen
bringen.
Der geringe Bekanntheitsgrad in Deutschland
ist insofern bedauerlich, als dass sie eine sehr interessante Biologie
und Ökologie aufweisen.
Mit über 600 Arten in Deutschland repräsentieren sie
eine "mittelgroße" Artengruppe.
Außerdem spielen sie als Pflanzensaftsauger eine
außerordentlich bedeutende Rolle in den Lebensgemeinschaften
aller Landlebensräume Mitteleuropas, da sie zumeist mit hohen
Artenzahlen und stellen- und zeitweise mit extrem hohen
Individuendichten auftreten.
Sie sind ideale Modellorganismen sowohl für Untersuchungen zur
Struktur und Dynamik von Artengemeinschaften als auch zur
Populationsökologie Zunehmend werden sie aber auch in der
Naturschutz- und Landschaftsplanung berücksichtigt, da sie
aussagekräftige Zeiger für den Zustand und Wert von
Flächen sind.
ZIKADEN!!!
Zikaden (Auchenorrhyncha) sind an Pflanzen
saugende Insekten und zählen als solche zu den Schnabelkerfen
(Hemiptera). Sie sind vor allem gekennzeichnet durch ihre
dachförmige Flügelhaltung, den an der Unterkante des
Kopfes entspringenden Saugrüssel und die aus zwei
Basalgliedern und einer fadenförmigen Geißel
bestehenden Fühlern.
Die in Deutschland vorkommenden Arten sind meist von geringer
Größe. Nur wenige Arten erreichen
Körperlängen über 10 mm.
Bei einer Vielzahl von Arten kann ein Flügel-Polymorphismus
beobachtet werden. Es finden sich langflügelige (makroptere)
und kurzflügelige (brachyptere) Formen innerhalb einer Art,
meist sogar innerhalb einer Population.
Die meisten Arten sind sehr auffällig gefärbt, wobei
sich die Farben und Muster erst bei näherer Betrachtung (Lupe,
Binoular) offenbaren. Zikaden wurden bisher in die beiden Gruppen
Spitzkopfzikaden (Fulgoromorpha) und Rundkopfzikaden (Cicadomorpha)
unterteilt.
Aus neuesten Untersuchungen läßt sich ableiten, dass
die Auchenorrhyncha keine monophyletische Verwandschaftsgruppe bilden,
d. h. keinen gemeinsamen Vorfahren besitzen. Vielmehr werden die
Fulgoromorpha (= Archaeorrhyncha) als näher verwandt mit den
Heteroptera (Wanzen) gesehen.
Ein vorläufiger Stammbaum der Hemiptera (Abb. 1) zeigt die
Untergliederung in vier Unterordnungen:
Clypeorrhyncha (= Cicadomorpha, Rundkopfzikaden), Archaeorrhyncha (=
Fulgoromorpha, Spitzkopfzikaden), Prosorrhyncha (Heteroptera und
Coleorrhyncha) und Sternorrhyncha (Pflanzenläuse). Die beiden
Unterordnungen Clypeorrhyncha und Archaeorrhyncha wurden bisher
zusammen als Auchenorrhyncha aufgefaßt.
Aus Gründen der Kontinuität zur bisherigen Literatur
werden die Bezeichnungen Auchenorrhyncha, Fulgoromorpha
und
Cicadomorpha in dieser Arbeit weiter verwendet.
Weltweit wurden bisher über 26.000 Zikadenarten beschrieben,
davon über 9.000 Fulgoromorpha
und über 17.000 Cicadomorpha.
In
Deutschland wurden bisher 619 Zikadenarten
nachgewiesen. Diese verteilen sich auf 12 Familien und 223 Gattungen.
FULGOROMORPHA |
|
CICADOMORPHA |
Familie |
Gattungen |
Arten |
Familie |
Gattungen |
Arten |
Cixiidae
|
7 |
20 |
Cicadidae |
3 |
3 |
Delphacidae |
51 |
108 |
Cercopidae |
2 |
4 |
Achilidae |
1 |
2 |
Aphrophoridae |
4 |
13 |
Dictyopharidae |
1 |
1 |
Membracidae |
3 |
3 |
Tettigometridae |
1 |
8 |
Cicadellidae |
147 |
453 |
Caliscelidae |
1 |
1 |
|
|
|
Issidae |
2 |
3 |
|
|
|
Zikaden lassen sich von den auf den ersten Blick recht
ähnlichen Wanzen (Heteroptera) und Pflanzenläusen
(Sternorrhyncha) anhand der Flügelform, Antennen und
Rüsselansatz gut voneinander unterscheiden.
|
Zikaden
(Auchenorrhyncha) |
Wanzen
(Heteroptera) |
Pflanzenläuse
(Sternorrhyncha) |
Flügel |
dachförmig;
stets vorhanden, oft verkürzt
Vorderflügel immer auf ganzer Fläche ±
dünnhäutig (durchscheinend oder farbig); meist
zahlreiche, wegen der Färbung undeutliche Adern
|
flach;
manchmal fehlend, z. T. verkürzt
Vorderflügel meist zweigeteilt mit derbhäutigem
Basisteil (Clavus, Corium) und dünnhäutigem
durchsichtigen Apikalteil (Membran)
|
dachförmig;
oft fehlend
Vorderflügel (falls vorhanden) dünnhäutig
und durchsichtig; wenige, aber deutliche Adern
|
Antennen |
relativ
kurz; zwei kräftige Grundglieder und eine
fadenförmige Geißel
|
vier
oder fünf meist kräftige Glieder
|
relativ
lang und gleichartig gegliedert, z.T. fehlend
|
Rüssel |
entspringt
auf der Kopfunterseite, direkt an der Kehle
|
entspringt
vorn am Kopf
|
entspringt
auf der Kopfunterseite weit hinten im Brustbereich
|
Tarsen
|
drei
Glieder (zumindest Mittel- und Hinterbein)
|
zwei
oder drei Glieder
|
ein
oder zwei Glieder
|
Verhalten,
Lebensraum |
fast
durchweg gutes Sprungvermögen; nur in Landlebensräumen
|
nur
wenige Arten mit Sprungvermögen; in Landlebensräumen,
auf der Wasseroberfläche und im Wasser
|
z.
T. festsitzend (z. B. Schildläuse), meist frei beweglich (z.
B. Blattläuse), z. T. mit Sprungvermögen
(Blattflöhe); nur in Landlebensräumen
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Bild
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